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27. März 2009

Das Kleingewerbe in der Krise

Niedertracht, Neid und Partner

Die Bäckerei auf dem direkten Weg von meiner Datsche zum Bahnhof leidet seit Jahren unter der Krise. Den beiden alten Eheleuten (Er backt, bäckt, böckt, sie verkauft) fehlt es an Sprutz. Sie sind müde und ihre Innovationskraft reicht schon lange nicht mehr, um gegen die Backwarenvielfalt der Grossbäckereien von Jowa und Konsorten anzustinken. Die Bäckerei wurde zwar unlängst noch zur Schaubäckerei umbenannt, aber sobald man an der Theke steht, zückt man fast schon automatisch den Museumspass. Zum Glück sind die beiden bald alt genug um in Rente zu gehen. Ich gönne es ihnen von Herzen, denn dann werden meine Brotkäufe künftig nicht mehr von falscher Solidarität oder schlechtem Gewissen begleitet.
Seit einer Woche klebt in sechsfacher Ausführung im Format DIN-A3 (laminiert) eine Ankündigung am Schaufenster, dass die Bäckerei am 30.April endgültig geschlossen werden wird, und man künftig von Altersvorsorge leben will.
Dem Dank an die Kundschaft für jahrelange Treue, ist die Erleichterung abzulesen.

Soweitsogut, denkt sich meinereiner. Jedoch..

Seit diese Schilder am Fenster kleben, ist die Backbude immer brechend voll. Das finanzkrisegebeutelte Schwenkfutter (vulgo: Kundschaft) tätigt geradezu Hamsterkäufe. Kauft das ganze Brot auf, begleitet von der Angst, dass es nach dem 30.April verhungern wird.
Der designierte Bäckerrentner schiebt Sonderschichten, nur damit seine Frau den Laden einigermassen bis zum ordentlichen Ladenschluss geöffnet halten kann.
Es mag sein, dass das Schlangestehen in der DDR erfunden wurde - in der Schweiz wird es gerade revolutioniert.

Das geschärfte Auge entdeckt weitere Kulminationspunkte zum Problemkreis Kleingewerbe in der Krise:

Ein Haus weiter..

Der Stararchitekt im Dorf, der immer - kein Witz: IMMER - gelbe Jeanshose trägt, hat sein Büro so aufgebaut, dass er wie bei der dreieckigen Angriffsformation der Römischen Armee, zuvorderst sitzt und kämpft. Er ist der Winkelried der sich den Weg durch die Bürokratie bahnt. Er ist immer im Büro. Ich sehe ihn durchs Schaufenster. Er sieht mich durchs Schaufenster - und er sieht sein Auto, das da auf dem Parkplatz vor seiner Schaufensterscheibe steht und auf ihn wartet. Er ist der einzige im Büro, der eine direkten Blick auf sein Auto hat.
Er kennt keine Finanzkrise  ..denkt man wenn man ihn da so sitzen sieht, an der Spitze seines kleinen Dorfimperiums. Er kennt keine Finanzkrise, wenn man sein Auto sieht, welches ihn aus treuen Scheinwerferkalotten anschaut.

Ist er ein Bettnässer? Trägt er deshalb eine gelbe Hose? Damit man die Flecken nicht sieht.
Wer kümmert sich um seine Frau - seine Kinder, wenn er die Schlacht verloren hat?
Was sagt seine Frau, wenn er immer diese gelbe Hose trägt? Sieht sie ihn überhaupt gelegentlich? Muss sie auch zum Schaufenster, um ihn zu sehen? Kümmert sich bereits sonstwer um sie?

Wir wechseln das Dorf, die Krise geht in die nächste Runde..

In Sursee fährt ein Kleinlaster herum auf welchem geschrieben steht: "BIG DADDY COOL - Taglöhnerei und Warentransporte".

Und zum Schluss noch eine beobachtete Veränderung beim ältesten Kleingewerbe (ach draufgeschissen: aller Zeiten)..

In meinem Heimatdorf wird mir von einem Streifenwagen (3erBMW) beim Überqueren einer Strasse, der Weg am Zebrastreifen brutal abgeschnitten. Am Steuer sitzt eine Beamtin mit langen Haaren, soviel kann ich gerade noch erkennen. Doch Oh Schreck! Ihre Haare sind nicht zu einem adretten Pferdeschwanz zusammen gebunden, wie man das bei Politessenzistinnen gewohnt ist, sondern fliegen wild in der Kabine herum. Dem schattseitenbesentragenden* Kollegen (von der Sitte?) ins strenge Gesicht.

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Dass sich TTHäbeni die Segnungen der modernen Technik auf ihre Weise zu eigen machen, war irgendwie abzusehen.

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Mein Gott, wo soll das bloss enden? Tut denn hier niemand was?

D J B r u t a l o @ s c h n u l l i b l u b b e r . ( h

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Kommentare (3)  - Etwas Senf dazu?