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19. Januar 2025 New York Letzte Woche besuchte ich aus Gründen beruflichen Interesses als Cartoonist die Ausstellung Gezeichnet. Die Ausstellung zeigt Karikaturen und Cartoons von namhaften Künstlerinnen und Künstlern, die an der spitzen Feder wirkend, ihren Lebensunterhalt durch Veröffentlichungen in den grafischen Medien bestreiten. Fokus der Ausstellung sind jeweils die aktuellen Themen des vergangenen Jahres, was so viel heisst wie: viel Rösti, viel Trump und viel Krieg. Gezeichnet lässt sich noch bis am 23. Februar 2025 im Museum für Kommunikation in Bern besichtigen. Was nach dem Besuch bleibt: 1. Ruedi Widmer ist nach wie vor der Grösste im Metier. 2. Nächstes Jahr will ich da auch ausstellen. (Frage mich gerade, ob sich Trump nicht einfachst mithilfe eines Urinstrahls in den Schnee zeichnen liese) Das Eintrittsgeld für die Ausstellung Gezeichnet golt auch für den Besuch der anderen Ausstellungen im Museum für Kommunikation. Da ich nebst meinem Cartoonistenherz auch dasjenige des Telekommunikationsgerätebauers in meiner Brust trage, schaute ich mir auch den Rest mal wieder an. Auf meinem Rundgang stellte ich schnell fest, dass in der nahen Vergangenheit das Postmuseum, das früher am Rand des Helvetiaplatzes vor sich hin existierte, offenbar ins Museum für Kommunikation gezügelt wurde. Alte, rechtsgesteuerte Postkäfer sowie fünfspännige Kaleschen der Rösslipost vom Gotthard bevölkern zusammen mit viel Gerümpel aus der Vergangenheit bunte Wimmelwände von stockwerküberspannender Grösse. Auch viel Telfongedöns - DJ Brutalo wurde nicht enttäuscht - vom ersten, noch gänzlich aus elektromechanischen Bauteilen bestehender Halbaddierer ERMETH (Sternstunde der IT Branche ?) bis zum Smartphone der vorletzten Generation. Die Dimensionen des ERMETH erinnert an die Mauer, die Trump an der Grenze zu Mexiko aufgestellt hat. Leicht liesse ERMETH sich wohl den Kanadiern verkaufen, um ihn wirksam als antiimperialistischer Schutzwall an die Grenze zu den Vereinigten Staaten aufzubauen. In der Wimmelwand waren durchaus auch Objekte zu sehen, die sich mit den Objekten im Museum für Kommunikation in meinem Keller überschnitten. Telefone mit Wählscheiben. Telefone mit Zifferntasten oder auch Telefone mit Tasten, die wie die Ziffern bei einer Wählscheibe im Kreis angeordnet waren: Das New York. Ein Fernsprechgerät von "nierenförmiger" Form bestehend aus zwei beigefarbenen Hälften, Hörer und Station. Bei aufgelegter Gabel formschönes Stück Hinstellscheisse der Moderne, das eine barocke Scheusslichkeitskredenz auf der es stand, jederzeit in den Schatten stellte. Als Sonderfunktionen gabe es nebst der Wahlwiederholungstaste auch eine Löschtaste. Da aber die meisten von uns nicht mehr wissen, was eine Wahlwiederholungstaste ist, hier ein kleiner Exkurs (Dr. Kartoffel erklärt uns die Welt). Mit der Wahlwiederholungstaste - zu Gutenglisch R-Taste (R für repeat) - konnte die zuletzt gewählte Nummer aus einem mysteriös im Telefon vorhandenen Speicherbaustein - einem Schieberegister, das nach dem Prinzip FIFO funktionierte - abgerufen werden. Mit einem beherzt ausgeführten Tastendruck auf die R-Taste konnte man zum Beispiel, wenn der Anschluss in Ouagadougou, auf den man eben anzurufen versuchte und der ein Besetztzeichen verlauten liess, erneut anrufen. Dies ohne die fünfzehnstellige Nummer mit Burkinafäsischer Ländervorwahl, Ortskennzahl und haustelefonsystemabhängiger Nachwahl erneut in den Tastenblock hineinzudrücken. Einfach die R-Taste und gut ist. Die Einführung der Tastenwahl war, verglichen mit der Wählscheibenwahl revolutionär. Die R-Taste vervollständigte diesen Entwicklungsschritt konsequent. Nicht zustande gekommene Verbindungen, seis durch Besetztzeichen oder seis durch keine der anderen Figuren geht am anderen Ende ran, waren nicht mehr so dramatisch, per Knopfdruck quasi konnte ein erneuter Anrufversuch durchgeführt werden. Die R-Taste hatte aber auch eine dunkle Seite. Kontrollfreaks konnten damit natürlich auch überprüfen, welche Nummer während ihrer Abwesenheit zuletzt angerufen wurde. Mir ist tatsächlich ein Fall aus dieser Zeit bekannt. Eine Nachbarin erzählte, dass ihr Mann, wenn er am Abend von der Arbeit nach Hause kam, noch bevor er Mantel und Schuhe abgelegt hatte, erst einmal den Hörer von der Gabel nahm und die R-Taste betätigte. Dies um zu überprüfen, wem seine Ehefrau durch den Tag zuletzt angerufen hatte. Somit sind wir wieder beim oben erwähnten New York gelandet. Das New York hatte eine C-Taste. C muss für Cancel stehen, anders kann ich mir die Funktion nicht erklären. Die C-Taste neutralisierte sozusagen den Segen der R-Taste. Im Krieg der Taste vergleichbar vielleicht mit der Rivalität zwischen Escape und Return. Litt man unter einem eifersüchtigen Ehepartner oder einer eifersüchtigen Ehepartnerin, konnte man durch einem beherzten Druck auf die C-Taste den Inhalt des Anrufspeicherbausteins, auf den die R-Taste zugreift, löschen. So genug der alten Technik gehuldigt. Die Erklärungen der Begriffe: Gabel, Besetztzeichen und Halbaddierer später. Es grüsst Euch Euer linksgerichteter Rechtsträger im rechtsgesteuerten Postkäfer. D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h
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